Bärenpark Fichtelgebirge

,,PROJEKTSTUDIE ZUR UMSETZUNG DES MILLIONEN-VORHABENS IN TRÖSTAU VORGESTELLT
Auch die Minister Miller, Wiesheu und Schnappauf sowie der Bayreuther Landrat haben ihre Zustimmung signalisiert


Seißer zu Bärenpark: ,,Es darf kein Zurück geben!''


Wer geglaubt haben mochte, der Tröstauer Bürgermeister Heinz Martini sei einer, der anderen gerne einen Bären aufbindet, wurde jetzt eines Besseren belehrt: Martinis Idee vom Bärenpark Fichtelgebirge nimmt immer konkretere Konturen an. Bei einer Informationsveranstaltung in Tröstau wurde das Projekt nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. TRÖSTAU - Das Interesse war gewaltig. Bis auf den letzten Platz war der ,,Siebenstern''-Saal gefüllt, unter den Besuchern eine große Zahl von Kommunalpolitikern aus fast allen Städten und Gemeinden des Landkreises. Von einem ,,lang ersehnten Moment'' sprach Martini zum Auftakt der Präsentation, als er die Vorgeschichte noch einmal Revue passieren ließ. Beim Nachdenken darüber, wie der Tourismus im Fichtelgebirge über das bestehende Maß hinaus auf Dauer einen Schub bekommen könnte, sei bei ihm im Frühjahr 2000 die Idee des Bärenparks gereift. ,,Die Verhandlungen standen dicht vor dem Scheitern''

Bürgermeister Heinz Martini Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts - der letzte Bär wurde 1769 bei Vordorf erlegt - habe es in den Wäldern des Fichtelgebirges Braunbären gegeben, erinnerte Martini. Auch das Tröstauer Ortswappen weist noch heute Spuren von Gevatter Bär auf. Anfangs noch müde belächelt, hätten sich im Laufe der Zeit immer mehr Mitstreiter gefunden, und rasch sei klar geworden, dass ein solches Vorhaben ein Tourismusprojekt für die gesamte Region darstellen würde, betonte der Redner. Als Standort wurde der Staatsforst südlich des Silberhauses an der B303 ins Auge gefasst. Nach langwierigen, zähen Grundstücksverhandlungen, die - so Martini - ,,dicht vor dem Scheitern standen'', kam nun vor wenigen Tagen grünes Licht aus München: Der zuständige Forstminister Josef Miller stimmte einem Grundstückstausch zu, so dass es von Seiten des Forstes keine Bedenken mehr gab. Basis der bisherigen Überlegungen ist eine umfangreiche Projektstudie, die der Hofer Wirtschaftsingenieur Armin Schaller, der auch einen Lehrauftrag für Strategische Unternehmensführung an der Universität Dresden hat, und der Diplombiologe und Bären-Experte Stefan Pastor aus Rehau erstellt haben. Ganz entscheidend für die Weiterentwicklung eines Wirtschaftsraums, wie ihn das Fichtelgebirge darstellt, ist es nach Ansicht Schallers, die Region verstärkt nach außen ins Bewusstsein zu bringen. Die Verknüpfung Bärenpark-Fichtelgebirge sei ein ideales Signal, mit einem relativ einfachen Mittel den Bekanntheitsgrad zu steigern. Entscheidend für die Mittelwahl sei die Glaubwürdigkeit, mit der eine Region sich präsentiere. ,,Ein Bärenpark im Ruhrgebiet geht nicht'', stellte Schaller fest. Man dürfe einer Region nichts ,,künstlich aufpropfen'', das vorhandene Image sollte nicht verfälscht, sondern positiv bestärkt werden. Die Begriffe ,,Fichtelgebirge'' und ,,Bär'' würden hervorragend zusammen passen; nicht zu unterschätzen sei zudem der hohe Sympathiewert, den diese Tiere vor allem bei Kindern hätten. Daher sollten die Angebote ganz gezielt auf Kinder und Familien zugeschnitten sein, ,,nicht weil Bären so drollig sind, sondern auch wegen der pädagogischen Aufbereitung''. Die entscheidende Frage dürfte die der Kosten und der Betriebsform sein. Wie Schaller erläuterte, soll der Bärenpark kein kommunales Projekt wie etwa ein Freibad oder ein Theater werden, sondern ,,eine sich selbst tragende wirtschaftliche Einrichtung'' in Form einer GmbH. Am Rande der Veranstaltung wurde bekannt, dass mehrere potentielle Investoren bereits ihren Einstieg in das Projekt signalisiert haben sollen. Die Höhe der Investitionskosten ist laut Schaller abhängig von den jeweiligen Ausbaustufen des Parks. Mit Summen zwischen drei und sieben Millionen Euro werde momentan gerechnet. Bei den jährlichen Betriebskosten sei von rund einer Million auszugehen. Im unmittelbaren Parkbereich könnten maximal zehn Arbeitsplätze geschaffen werden, im weiteren Umfeld bis zu 25. Der Biologe Stefan Pastor betonte, Braunbären würden zwar eine Faszination austrahlen, der sich niemand entziehen könne, gleichwohl gehe es vielen von ihnen, die in Zoos, Gehegen oder im Zirkus ein tristes Dasein fristen müssen, ausgesprochen schlecht. Gerade solchen Tieren könnte im Fichtelgebirge ein Umfeld geboten werden, das ihren natürlichen Lebensgewohnheiten weitgehend entspreche. Im Unterschied zu bestehenden Parks sei beim Silberhaus ein konkretes Artenschutzprogramm geplant, aber keinerlei Formen von Dressur. Die Besucher sollten nach dem Vorbild amerikanischer Parks durch spezielle Wegführung und Beobachtungsplattformen so nah wie möglich an die Tiere herangeführt werden. Auf dem 15 Hektar großen Gelände - das entspricht der Fläche von zirka 40 Fußballfeldern - könnten einmal zwischen 15 und 30 Bären angesiedelt werden. Als Sicherungsmaßnahme ist ein stabiler, 2,50 Meter hoher Zaun vorgesehen. Ziel ist es, den Besuchern Naturerlebnisse hautnah zu vermitteln, ergänzt mit einem Rahmenprogramm, das vom Lagerfeuer bis zum Bau von Blockhäusern reichen kann. Zudem soll ein Inforamtionszentrum entstehen, das auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. ,,Das Projekt passt einfach ins Fichtelgebirge''

Altbürgermeister Xaver Ottner Als Zeitrahmen für die Umsetzung des Projektes sprach Schaller von fünf bis zehn Jahren. Das war Landrat Dr. Peter Seißer, der sich als bekennender Bärpark-Fan outete, entschieden zu lang: ,,Noch im kommenden Jahr muss es los gehen, die Verwirklichung muss bis 2006 stehen'', forderte er. Seißer sprach von einer einmaligen Chance und einer echten Attraktion für das Fichtelgebirge, deshalb dürfe es in dieser Frage kein Zurück mehr geben. Als besonders erfreulich wertete er die Tatsache, dass sich mit Otto Wiesheu, Josef Miller und Werner Schnappauf schon drei Minister für das Projekt ausgesprochen hätten. Das Gleiche gelte für Landrat Klaus-Günter Dietel aus dem Nachbarlandkreis Bayreuth. Neben dem Silberhaus und seiner bereits vorhandenen Infrastruktur wie Parkplätze oder Kanalisation gebe es keinen Standort mit derart idealen Voraussetzungen für ein solches Vorhaben. Als nächsten Schritt schlug der Landrat die Gründung eines Bärenpark-Fördervereins mit vielen Sympathieträgern vor. Tröstaus Altbürgermeister und Ehrenbürger Xaver Ottner richtete einen leidenschaftlichen Appell an die Verantwortlichen, über alle sonstigen Grenzen hinweg bei dieser Frage an einem Strang zu ziehen: ,,Weil das Projekt einfach in unser Fichtelgebirge passt!'' Am Geld, so seine Überzeugung, werde es nicht scheitern. Wenn, dann höchstens an den Bedenken ,,von ein paar Kleinkrämern''.

VON EWALD ENDERS

Quelle: Frankenpost